Klasse 6a erkundet die Alte Synagoge und Mikwe in Erfurt

Am 28.01.2020 starteten wir, die Schüler und Schülerinnen der 6a zusammen mit Herrn Schießl und Frau Jänsch, eine Exkursion am Hauptbahnhof Gotha. Unser Ziel: die Alte Synagoge in Erfurt. Nachdem wir mit dem Zug in Erfurt angekommen waren, legten wir wegen des starken Windes eine kleine Pause ein, in der sich viele mit heißem Kakao stärkten. Danach nahmen wir den kürzesten Weg zum eigentlichen Ziel, der Synagoge. Sie ist die einzig erhaltene und somit älteste Synagoge ganz Thüringens. Sie ist über 900 Jahre alt!

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Die Synagoge spiegelt durch ihre Baugeschichte einen wichtigen geistigen Mittelpunkt wider und zeugt von der Geschichte der jüdischen Gemeinde Erfurts. Sie war für die Juden ein heiliges Haus. Als wir endlich mit dem Erkunden beginnen durften, prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben. Wir luden unsere Rucksäcke in Spinde, schnappten uns ein Klemmbrett und Arbeitsblätter, die wir mithilfe eines Audioguides in Zweiergruppen lösen durften.

Wir lernten Interessantes über die jüdische Kultur im Mittelalter. Denn bereits zu dieser Zeit gab es die Synagoge in Erfurt. In dieser befand sich der Thoraschrein, der allerdings nur während des Gottesdienstes geöffnet werden durfte. In diesem wurde die Thora, die heilige Schrift der Juden, aufbewahrt. Die Thorarolle beinhaltet die fünf Bücher Mose in hebräischer Sprache. Wir lernten auch, dass sich eine Synagoge durch eine Mauer auszeichnete. Diese diente dazu, Mann und Frau beim Gottesdienst zu trennen. Die Frauen gingen in den etwas kleineren und die Männer in den größeren Bereich. Im Keller erkundeten wir das Herzstück der Synagoge: den Erfurter Schatz. Dieser wurde erst 1998 bei Bauarbeiten nahe der Alten Synagoge gefunden. Er wurde von einem jüdischen Kaufmann während eines Überfalls, einem Pogrom, im Jahr 1349 vergraben. Er beinhaltet neben Silbermünzen, Geschirr und Barren auch einen ganz besonderen Ehering. Er ist groß und golden. Der Ringkopf hat die Form eines Tempels, der von zwei geflügelten Drachen getragen wird. Mit Lupen konnten wir die Inschrift „Masel tov“ lesen. Das ist Hebräisch und heißt „guter Stern“. In der Umgangssprache würden wir es mit „viel Glück zur“ übersetzen.

Aber das sollte noch nicht alles gewesen sein! Wir machten uns von der Synagoge auf den Weg zur Krämerbrücke und erkundeten nahe der Gera eine Mikwe. Eine Museumpädagogin klärte uns auf: Eine Mikwe ist ein Tauchbad, dessen Wasser nicht nur körperlich, sondern auch seelisch reinigen sollte. Es ist ein unterirdisches Steinhaus, das innen ein kleines Wasserbecken aufweist. Das Wasser musste dort „lebendiges“ Wasser sein, d.h. es musste von einem Fluss oder einer Quelle stammen. Die Reinigung in der Mikwe ist bis heute ein wichtiges Ritual. Wir erfuhren auch, dass die heutigen Mikwen mit Spas oder Wellnesseinrichtungen vergleichbar sind. Nach turbulentem Wind und Wetter hatten wir sofort Lust auf einen Ausflug in eine warme Wellnessoase. Wir durften uns dann aber noch in Kleingruppen in der Innenstadt aufhalten. Viele von uns trafen sich im Buchladen oder kauften sich den ein oder anderen "Erfurter Schatz" als Andenken an den schönen Tag. Später fuhren wir wieder nach Gotha und unterhielten uns im Zug noch über die Erlebnisse in der Alten Synagoge.

Charlotte Braunroth und Merle Thiele, 6a

letzte Änderung: 28.02.2019