Ein Schüleraustausch mit Kultur, neuen Freundschaften und ganz viel Spaß
Am Freitag, dem 14.03.2025, ging es für uns „Ragazzi Deutsch“, wie uns Herr Fazio getauft hat, um vier Uhr morgens los in Richtung Süden. Nach einer langen Busfahrt durch Schnee in den Bergen und später bei schönstem Sonnenschein in Italien erreichten wir gegen 20 Uhr die Schule „IIS VOLTERRA ELIA Ancona“, an der uns unsere Gastschüler mit ihren Familien erwarteten. Es war ein herzliches Wiedersehen mit den Schülern und Lehrern der italienischen Seite, und es herrschte große Vorfreude, die restlichen Familienmitglieder kennenzulernen. Nach leckerem Abendbrot und ersten Gesprächen fielen wir müde ins Bett – voller Vorfreude auf die bevorstehende Woche.
Im Gegensatz zu deutschen Schulen findet in Italien auch am Samstag Unterricht statt. Wir begleiteten unsere Austauschschüler deshalb zur Schule und besichtigten diese an unserem ersten Tag in Ancona. Besonders beeindruckten uns die zahlreichen naturwissenschaftlichen Labore und modernen AG-Räume, die sehr gut und vielfältig ausgestattet waren. Von 3D-Druckern über Industrieroboter bis hin zu einer simulierten Schiffsbrücke war alles dabei. Zusätzlich faszinierte uns die breite Auswahl an Angeboten zur Nachmittagsgestaltung für die Schüler. Während der Schulführung wurden uns unter anderem das Tonstudio zur Aufnahme des schuleigenen Podcasts, die Roboter-AG und die Maßnahmen zum erdbebensicheren Umbau der Schule vorgestellt. Nach dem Mittagessen in den Gastfamilien stand am Nachmittag eine Stadtführung durch die Altstadt Anconas auf dem Plan. Von einem Guide erfuhren wir vieles über die Geschichte und die Bedeutung der Stadt. Nach der Besichtigung der Kathedrale konnten wir am Abend die Stadt frei erkunden.
Der Familientag stand dann am Sonntag an. Wir verbrachten den sonnigen Tag individuell mit den Familien unserer Austauschschüler. Einige von uns besuchten Riccione, eine nahegelegene Küstenstadt, andere Portonovo, ein idyllisches Hafendorf. Am Montag fuhren wir nach Camerino, eine Stadt in den Apenninen, die 2016 schwer von einem Erdbeben betroffen war. Wir besichtigten die sich noch heute in Rekonstruktion befindende, schwer beschädigte Altstadt, bevor wir uns an der unversehrten Universität wiederfanden. In einer Gruppenarbeit war unsere Kreativität gefragt: Wir sollten aus der Sicht unterschiedlicher Interessengruppen Vorschläge und Konzepte für die zukünftige Nutzung eines alten Kirchengebäudes entwickeln, das umfunktioniert werden sollte. Anschließend nahmen wir an einer Vorlesung eines Professors teil, der uns über die Universität sowie die geologische und paläontologische Forschung informierte.
Auch der Dienstag war voller spannender Erlebnisse. Am Morgen besichtigten wir die Grotten von Frasassi – beeindruckende Tropfsteinhöhlen, die 1948 zufällig entdeckt wurden. Anschließend fuhren wir nach Fabriano, dem Zentrum der Papierherstellung. Nach einer spannenden Führung durch das Papiermuseum, bei der die einzelnen Arbeitsschritte erklärt wurden, konnten wir selbst Papier schöpfen. Am Nachmittag kehrten wir nach Ancona zurück und verbrachten den restlichen Tag individuell mit unseren Austauschschülern – am Meer oder in der Stadt. Unsere Zeit in Italien neigte sich langsam dem Ende zu. Doch bevor wir ans Abschiednehmen dachten, stand am Mittwoch noch ein besonderes Erlebnis auf dem Programm. Wir besuchten das Museum „Omero“ in Ancona, das von einem blinden Ehepaar gegründet wurde. Anders als in herkömmlichen Museen darf man hier alles berühren. Um unseren Tastsinn auf die Probe zu stellen, analysierten wir Skulpturen mit verbundenen Augen und versuchten anschließend, sie aus Ton nachzubilden. Nach diesem ungewöhnlichen, aber faszinierenden Erlebnis kehrten wir zur Schule zurück. Dort präsentierten uns Schüler, die nicht am Austausch teilnahmen, ihre Projekte, die mit dem Museum „Omero“ zusammenhingen. Außerdem hatte eine kleine Gruppe die Gelegenheit, eine Folge für den bereits erwähnten schuleigenen Podcast aufzunehmen. Am Abend organisierten unsere Gastfamilien ein gemeinsames Abschiedsessen mit typisch italienischer Küche, guten Gesprächen sowie Musik und Tanz. Auch den letzten gemeinsamen Tag wollten wir voll auskosten. Wir besuchten das Geburtshaus von Raffael und die Nationalgalerie der Marken in Urbino. Zwischendurch blieb Zeit, um letzte Souvenirs zu besorgen, das schöne Wetter zu genießen und Sonne zu tanken. Zurück in Ancona hieß es dann: Koffer packen. Den letzten Abend verbrachten wir wieder individuell mit unseren Austauschschülern.
Am Freitagmorgen kam schließlich der Moment des Abschieds. Die Verabschiedung war bittersüß – es flossen Tränen, aber eines stand fest: Wir sehen uns auf jeden Fall wieder! Noch einmal kräftig winken, der Bus setzte sich in Bewegung, und einige lange Busstunden später waren wir zurück in Deutschland. Doch im Gepäck hatten wir weit mehr als nur Souvenirs: unvergessliche Erinnerungen, neue Freundschaften und wertvolle Erfahrungen, die uns für immer begleiten werden. Während der beiden Austauschwochen in Deutschland und Italien lernten wir das jeweils andere Land besser kennen, konnten unsere Englischkenntnisse verbessern und zugleich unser Selbstvertrauen stärken.
All das wäre ohne die Hingabe von Herrn Fazio und Frau Mixanek nicht möglich gewesen. Durch ihre Planung, Unterstützung und Geduld konnten wir nicht nur mit viel Spaß eine neue Kultur entdecken, sondern auch über uns selbst hinauswachsen.
Grazie di cuore – von Herzen Dankeschön!
letzte Änderung: 28.02.2019