Lernen in Leipzig: Ernestiner setzen sich mit Geschichte und Wirtschaft auseinander

 Leipzig lohnt sich 

Am Dienstag, dem 2. April 2019 fuhren wir, der WR- und Geschichtskurs der elften Klasse gemeinsam mit Frau Rosenbusch und Herrn Benser, mit dem Bus nach Leipzig. Nach etwa zwei Stunden kamen wir an und begaben uns sofort zu unserem ersten Ziel, dem BMW Group Werk Leipzig. Hier werden seit 2005 Autos der Firma BMW in Serie produziert.

9:30 Uhr begann unsere Führung. In zwei Gruppen und mit Audiogeräten ausgestattet wurden wir zunächst durch das sehr moderne Zentralgebäude geführt. Hier konnten wir einen Einblick in die verschiedenen Büroabteilungen gewinnen. Die Gleichberechtigung und Gleichstellung aller Mitarbeiter sowie die Offenheit und Vernetzung der einzelnen Arbeitsbereiche wurden uns als wichtige Grundsätze der Arbeit erläutert. Anschließend besichtigten wir die Montagehalle, die in einer sogenannten Fünf-Finger-Struktur aufgebaut ist. Dies bedeutet, dass die Montagehalle in fünf kleinere Hallen gegliedert ist, um so die wichtigsten Regeln der Produktion einzuhalten: Das richtige Teil muss zur richtigen Zeit zum Verbau bereit sein, also „Just in Sequence“ und „Just in Time“. Außerdem ermöglicht diese Struktur bei Bedarf eine Verlängerung einzelner Finger, um eine schnellere Produktion gewährleisten zu können, ohne dabei die laufende Produktion unterbrechen zu müssen.

Der Mitarbeiter, der uns durch das Werk begleitete, zeigte uns alle fünf Hallen. Von den Besucherwegen aus konnten wir in alle Teilschritte der Montage wie die Installierung des Kabelbaus oder das Einkleben der Frontscheibeeinen Einblick gewinnen. Das Highlight war unsere Teilnahme an einer sogenannten „Hochzeit“.  So nennt man in der Autoproduktion den Moment, in dem der Motor und das gesamte Innenleben des Autos mit der äußeren Karosserie zusammengeführt werden. Wie so eine Karosserie überhaupt entsteht, sahen wir in einer anderen, separaten Halle. Die Einzelteile für die Karosserie werden hier zusammenschweißt und/oder geklebt. Riesige Roboterarme automatisieren die meisten Arbeitsschritte.

Zum Schluss besichtigten wir die Lackiererei. Hier werden die fertigen Karosserien in verschiedene Lackbäder getaucht und erhalten so am Ende die vom Kunden gewünschte Farbe. Nach zweieinhalb Stunden war die Besichtigung beendet. Wir bedankten uns und schon ging es mit dem Bus weiter in die Innenstadt Leipzigs. Um 14:15 Uhr liefen wir von der Thomaskirche aus gemeinsam zur Runden Ecke. In diesem Gebäude mitten in der Innenstadt Leipzigs war 40 Jahre lang die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit untergebracht. Leipzig war einer der Hauptorte der friedlichen Revolution. Die Proteste gegen die SED-Diktatur wurden hier 1989 immer lauter. Immer mehr Menschen entschlossen sich an den friedlichen Montagsdemonstrationen teilzunehmen und sich so gegen die Überwachung und Unterdrückung zu stellen, während die SED den 40. Jahrestag der Staatsgründung feierte. Heute beherbergt das Gebäude die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. In den ehemaligen Büros der Stasi- Offiziere können sich die Besucher über die Geschichte, Funktion und Arbeitsweise der Staatssicherheit informieren. Trotz Zeitdruck durften wir einer aktiven Mitwirkenden des Bürgerkomitees Leipzig e.V. zuhören, welche uns sehr eindrucksvoll und ehrlich über den Ablauf der friedlichen Revolution in Leipzig berichtete. Wir besprachen verschiedene wichtige Ereignisse wie die zahlreichen friedlichen Demonstrationen und hatten die Möglichkeit, auch persönliche Fragen zu stellen. Das Bürgerkomitee ist heute der alleinige Träger der Gedenkstätte. Sie sehen das Wachhalten der Erinnerung an die Diktatur und die kritische Auseinandersetzung mit der vergangenen deutschen Geschichte als ihre wichtigsten Aufgaben. Zahlreiche Anschauungsmaterialien und das sehr authentische Umfeld erlaubten es uns die Dinge besser zu verstehen.

Pauline Müller 11/3

letzte Änderung: 28.02.2019